Nach eineinhalb Jahren Krieg in Tigray gab es im vergangenen Sommer teilweise Waffenruhe und wir waren glücklich, die Kinder wieder im Zentrum zu empfangen. Anfang Herbst hat uns jedoch die Nachricht erreicht, dass es wegen erneuten Bombardierungen zu gefährlich war, die Kinder zu versammeln. Weil die Versorgungssicherheit schon seit langem gefährdet  ist, war uns klar, dass die Familien kein oder zu wenig Essen haben würden, wenn ihre Kinder zu Hause bleiben. Glücklicherweise konnten wir rasch reagieren und jedem unserer Kinder an den Standorten Mekelle, Adwa und Adigrat einen fixen Geldbetrag für ihre Familien geben. Damit konnten sie die Zeit zu Hause mit genug Essen überstehen. Lebensmittel sind bis zu vier Mal teurer geworden und Bargeld wird immer knapper, weil die Banken immer noch geschlossen sind. Genügend Bares zur Verfügung zu haben ist für uns mit riesigem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Dies ist nur dank der Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender möglich, die auch in Krisenzeiten nicht abgenommen hat – dafür sind wir unendlich dankbar!

Im Oktober konnte dann zumindest in Mekelle das Ernährungsprogramm wieder aufgenommen werden. Die Kinder kommen täglich für das Mittagessen zu uns ins Zentrum. Getachew Tesfay, der Leiter von Operation Rescue Äthiopien meldete uns Ende Oktober aus Mekelle, dass es bei Operation Rescue allen gut geht, ihm jedoch aufgrund der Kommunikationsblockade jegliche Informationen von den anderen beiden Zentren fehlen und in diesem Moment einzig das Beten für Bewahrung bleibt.

Der Anfang November verkündete Waffenstillstand zwischen den Kriegsparteien stimmt uns vorsichtig optimistisch mit der Hoffnung, dass dieser beginnende Friedensprozess nicht wieder untergraben wird. Laut Getachew sieht es trotz noch ausbleibender Waffenruhe so aus, als ob es eine Veränderung zum Positiven gibt.